Stuckateur/in
Die Technik mit Mörtel plastische Ausformungen auf Gewölben, Decken und Wänden anzubringen, fand insbesondere im Mittelalter europaweit Verbreitung. Damit wurden europäische Stuckateure[1] den Steinmetzen und Holzbildhauern gegenüber eine ernstzunehmende Konkurrenz. Mit dem Werkstoff Stuck, liessen sich nämlich kostengünstige filigrane Verzierungen in Serie herstellen. Stuck wurde deshalb für lange Zeit in den meisten europäischen Gegenden häufiger als Holz und Stein für dekorative Zwecke eingesetzt.
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In Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern, wie z.B. Freskomalern, schufen Stuckateure der Renaissance, des Barock und Rokoko unteranderem die prächtigen Innenräume von zahlreichen europäischen Kirchen, die wir heute immer noch bewundern können. Ihre reich verzierten Stuckdecken stellen die Stuckateure von heute vor neue Herausforderungen, denn die Restaurierung beschädigter oder nur fragmentarisch erhaltenen Stuckornamenten bedarf viel Geschick. Die Stuckateure, die heute in der Regel nach einer Berufslehre als Gipser/in eine einjährige Ausbildung als Vorarbeiterin/in Stuckateur-Trockenbauer absolvieren, formen dabei mit Hilfe einer Silikonform (ursprünglich bestand sie aus Leim) einen Abguss. Daraufhin folgen in zwei Schichten das Armieren mittels dazwischenliegenden Glasfasern (früher wurde hierfür Jute, Hanf, Flachsgewebe oder Tierhaar eingesetzt) und das Ausgiessen dieser Negativform. Bei Ornamenten mit feinen Strukturen erfordert das Giessen viel Erfahrung und die Anwendung von hartem Modellgips, der sich gut aus der Form lösen lässt. Die fertigen Ornamente werden abschliessend an der Wandfläche verklebt oder verschraubt. Umlaufende Bänder an den Decken und Wänden hingegen werden zumeist mittels Schablonen direkt am Bau gezogen.
Es besteht des Weiteren die Möglichkeit bzw. Notwendigkeit Ornamente aus Stuckmarmor zu fertigen. Für deren Herstellung ist allerdings hochwertiger Gips (z.B. Alabastergips) notwendig, dem noch Farbstoffe und Steinbrocken beigegeben werden. Der auf diese Weise produzierte Stuckmarmor wird meist zur Verschönerung von Säulen, Pilaster und Altären eingesetzt.
[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im weiteren Text nur die männliche Form verwendet. Alternative Schreibweisen: Stuckateurin bzw. Stuckateurinnen.
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Literatur
Reiter Raimond: Altes Handwerk. Der Stuckateur. Hannover 1993, S. 94-97.
www.berufsberatung.ch → Eintrag Stuckateur/in, abgerufen am 26.2.2018.
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