Steinwerker/in
Nach einer dreijährigen Ausbildung sind Steinwerker[1] für die maschinelle Bearbeitung von Naturstein zuständig. Unter ihren Produkten gehören Abdeckungen für Laden- und Bartheken, Küchenabdeckungen, Bauteile für Schalter- und Kassenanlagen, Tischblätter, Waschtische, Badezimmer-oder Cheminée-Verkleidungen, Treppenbeläge, Bodenbeläge für den Innen- und Aussenbereich, Wand- und Fassadenverkleidungen sowie weitere für den Innen- und Aussenbereich von Gebäuden benötigte Natursteinprodukte. Mit Hilfe diverser Maschinen, wie Fräsen, Pressluftmeissel, Bohrer, Winkelschleifer und CNC-Maschinen (Werkzeugmaschinen, mit denen sich durch den Einsatz moderner Steuerungstechnik Werkstücke mit hoher Präzision automatisch herstellen lassen) werden dabei sowohl weiche wie auch harte Natursteine (z.B. Granit, Kalkstein, Marmor oder Schiefer) verarbeitet.
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Neben der zweckmässigen Einrichtung, Bedienung und Wartung der besagten Maschinen kennen sich Steinwerker auch mit dem Lesen von Plänen aus, die sie meist von Architektur- und Küchenbauunternehmungen erhalten. Die Werkstücke werden je nach Verwendungszweck auch angestrichen und verklebt. Das Verlegen und die Montage auf der Baustelle sowie der Transport der Bauteile dorthin gehört ebenfalls zum Aufgabenbereich der Steinwerker. Deshalb benötigen Steinwerker neben handwerklichem Geschick und einem guten Vorstellungsvermögen auch ausreichend Körperkraft und Geduld.
Ähnliche Voraussetzungen waren bereits im Frühmittelalter von Nöten, als im Auftrag von Adel und Geistlichkeit und unter Anleitung von wanderten Werkmeistern Burgen und Schlösser sowie Kirchen und Köster gebaut wurden. In diesem Zusammenhang bildete sich in der Schweiz fortwährend ein qualifiziertes und wanderndes Handwerk, wie jenes der Maurer, der Steinmetzen und der Zimmerleute. Zwischen Steinmetzen, Steinhauern und Maurern wurde allerdings vielfach nicht unterschieden. Das Steinbaugewerbe wurde im deutschsprachigen Raum häufig unter der Berufsbezeichnung „Steinhauer und Maurer“ geführt. Die Gewinnung der Steine im Steinbruch wurde deshalb oft von Steinhauern und Maurern vorgenommen. Im Zuge der Städtegründung im Hoch-und Spätmittelalter folgte alsbald die Organisation der Bauhandwerker in Zünften und Bruderschaften. Zum Steinbaugewerbe kamen weitere Hilfsgewerbe dazu, wie z.B. jenes der Steinbrecher. Neben dem zünftig organisierten Bauhandwerk entwickelte sich allmählich auch ein gewinnorientiertes Unternehmertum. So wurden bereits 1478 beim Bau der Zuger St. Oswaldskirche Bauaufträge durch Lohnarbeiter im Akkord ausgeführt. Im 19. Jahrhundert mit der Auflösung der Zünfte konnte zwar die Wanderschaft im Baugewerbe grösstenteils nicht mehr aufrechterhalten werden, zugleich jedoch erhielten die Mechanisierung und Rationalisierung im Baugewerbe Einzug. Besonders der Einsatz von motorbetriebenen Baumaschinen und Bauten aus vorgefertigten Betonelementen einerseits und der demografische und wirtschaftliche Wachstum anderseits verhalfen dem Baugewerbe im 19. Jahrhundert zu mehr volkswirtschaftlicher Bedeutung. Mit dem Bau der Nationalstrassen im 20. Jahrhundert gehörte die Bauwirtschaft in der Schweiz schliesslich zu den wichtigsten Pfeilern des volkswirtschaftlichen Wachstums und ist heute immer noch bedeutend für die Volkswirtschaft.
[1] Für bessere Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet. Alternative Schreibweise: Steinwerkerin.
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Literatur
Griessinger Andreas: Mauer, Dachdecker und Zimmerleute, in: Reith Reinhold (Hg.): Das alte Handwerk. Von Bader bis Zinngiesser, München 2008, S. 146-153.
Stiewe Heinrich: Zimmerleute, Steinmetze, Mauer und Co., in: Sauer Christine (Hg.): Handwerk im Mittelalter, Darmstadt 2012, S. 159-172.
Lüthi Christian: Baugewerbe, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), abgerufen am 30.07.2018.
www.berufsberatung.ch → Eintrag Steinwerker/in, abgerufen am 20.08.2018.
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