Steinmetz/in
Nach einer vierjährigen Ausbildung sind Steinmetze[1] zum einen für die Renovation von alten Steinbauten zuständig und stellen zum anderen Gebäudeteile aus Naturstein her. Unter ihren Produkten gehören Gesimse, Bogen oder Pfeiler sowie weitere im Hoch- und Tiefbau, im Innenausbau sowie in der Landschaftsgestaltung benötigte Natursteinprodukte. Diese erstellen sie zumeist mit Hilfe von selbst angefertigten Mass-Skizzen und zahlreichen technischen Einrichtungen sowie Handwerkzeugen, wie Hammer, Meissel, Spitzeisen, Zahneisen und Schlageisen. Zur Bearbeitung der verschiedenen Flächen, Profilen und Ornamente benötigen die Steinmetzte neben technischen Hilfsmittelen und Werkzeugen auch ausreichend Körperkraft, handwerkliches Geschick sowie ein gutes Vorstellungsvermögen und Geduld.
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Ähnliche Voraussetzungen waren bereits im Frühmittelalter von Nöten, als im Auftrag von Adel und Geistlichkeit und unter Anleitung von wanderden Werkmeistern Burgen und Schlösser sowie Kirchen und Köster gebaut wurden. In diesem Zusammenhang bildete sich in der Schweiz fortwährend ein qualifiziertes und wanderndes Handwerk, wie jenes der Maurer, der Steinmetzen und der Zimmerleute. Zwischen Steinmetzen, Steinhauern und Maurern wurde allerdings vielfach nicht unterschieden. Das Steinbaugewerbe wurde im deutschsprachigen Raum häufig unter der Berufsbezeichnung „Steinhauer und Maurer“ geführt. Die Gewinnung der Steine im Steinbruch wurde deshalb oft von Steinhauern und Maurern vorgenommen.
Im Zuge der Städtegründung im Hoch-und Spätmittelalter folgte alsbald die Organisation der Bauhandwerker in Zünften und Bruderschaften. Zum Steinbaugewerbe kamen weitere Hilfsgewerbe dazu, wie z.B. jenes der Steinbrecher. Neben dem zünftig organisierten Bauhandwerk entwickelte sich allmählich auch ein gewinnorientiertes Unternehmertum. So wurden bereits 1478 beim Bau der Zuger St. Oswaldskirche Bauaufträge durch Lohnarbeiter im Akkord ausgeführt. Im 19. Jahrhundert mit der Auflösung der Zünfte konnte zwar die Wanderschaft im Baugewerbe grösstenteils nicht mehr aufrechterhalten werden, zugleich jedoch erhielten die Mechanisierung und Rationalisierung im Baugewerbe Einzug. Besonders der Einsatz von motorbetriebenen Baumaschinen und Bauten aus vorgefertigten Betonelementen einerseits und der demografische und wirtschaftliche Wachstum anderseits verhalfen dem Baugewerbe im 19. Jahrhundert zu mehr volkswirtschaftlicher Bedeutung. Mit dem Bau der Nationalstrassen im 20. Jahrhundert gehörte die Bauwirtschaft in der Schweiz schliesslich zu den wichtigsten Pfeilern des volkswirtschaftlichen Wachstums und ist heute immer noch bedeutend für die Volkswirtschaft.
[1] Für bessere Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet. Alternative Schreibweise: Steinmetzin.
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Literatur
Griessinger Andreas: Mauer, Dachdecker und Zimmerleute, in: Reith Reinhold (Hg.): Das alte Handwerk. Von Bader bis Zinngiesser, München 2008, S. 146-153.
Stiewe Heinrich: Zimmerleute, Steinmetze, Mauer und Co., in: Sauer Christine (Hg.): Handwerk im Mittelalter, Darmstadt 2012, S. 159-172.
Lüthi Christian: Baugewerbe, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), abgerufen am 30.07.2018.
www.berufsberatung.ch → Eintrag Steinmetz/in, abgerufen am 14.08.2018.
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