Rotgiesser/in
Als Rotguss werden Kupferlegierungen bezeichnet, die zu mindestens 80% aus Kupfer bestehen und als weitere Bestandteile Zinn (2-10%) und Zink (2-10%), gelegentlich auch Blei, enthalten.
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Der Rotgiesser[1] giesst aus der geschmolzenen Legierung diverse Objekte, von Gefässen über Schmuck bis hin zu Figuren und Statuetten. Neben dem Kunsthandwerk kommt er auch in der modernen Maschinenindustrie zum Einsatz.
Das Handwerk des Rotgiessers ist in der Schweiz kein Ausbildungsberuf. Als Basis empfiehlt sich die Ausbildung in einem verwandten Handwerk, zum Beispiel zum Gussformer EFZ oder zum Gusstechnologen EFZ.
Geschichte
Der Übergang von der Steinzeit zu den Metallzeiten begann von ca. 7000 v. Chr. an in Westasien. Von den ersten metallurgischen Gehversuchen des Menschen bis zur Entwicklung des Stahlgusses dauerte es Jahrtausende; einen Überblick über die Geschichte des Metallgusses allgemein geben die Einträge Giesser und Bronzegiesser.
Die Bezeichnung „Rotgiesser“ kam erst im späten Mittelalter auf, als sich Giesser zunehmend auf einzelne Metalle und/oder Produkte zu spezialisieren begannen. Der relativ spröde und harte Rotguss wurde zum Beispiel für den Guss von Mörsern verwendet, welche seit dem 15. Jahrhundert von Apothekern, Alchemisten und Hausfrauen zum Pulverisieren von Ingredienzien aller Art benutzt wurden, aber auch für die Herstellung von Brunnenröhren, Türklopfern, Grabplatten und anderem mehr.
Im 19. Jahrhundert wurde Rotguss im militärischen Bereich besonders wichtig: Die sogenannte „Kanonenbronze“ enthielt neben Kupfer, Zinn und Zink auch Blei und wurde bevorzugt für die Herstellung von Artilleriegeschützen und Gewehren verwendet.
Auch im Maschinenbau kamen Kupfer-Zinn-Zink-Blei-Legierungen bereits im 19. Jahrhundert zum Einsatz. Die Eigenschaften der Legierungen – nicht ganz so hart wie Stahl, aber sehr gut zu giessen und vielfältig weiterverarbeitbar – machten und machen sie bis heute zum Material der Wahl für diverse Gussobjekte wie Getriebeteile, Zahnräder, Armaturen, Pumpengehäuse oder Gleitlager. Die genaue Zusammensetzung der Legierung variiert und richtet sich nach der späteren Verwendung der Gussteile.
[1] Für bessere Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet.
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Literatur
Engels Gerhard, Wübbenhorst Heinz: 5000 Jahre Giessen von Metallen, Düsseldorf 2007.
Hasse Stephan (Hrsg.): Giesserei-Lexikon, Berlin 2000.
Neukirchen Florian: Von der Kupfersteinzeit zu den Seltenen Erden. Eine kurze Geschichte der Metalle, Berlin/Heidelberg 2016.
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