Hufschmied/in
Hufschmiede und Hufschmiedinnen schmieden Hufeisen für Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und Maulesel. Sie untersuchen und pflegen die Hufe der Tiere und beschlagen sie mit individuell angepassten Hufeisen. Für kranke oder verletzte Tiere finden sie tiergerechte Speziallösungen. Auch die Beratung der Besitzer und Besitzerinnen der Tiere in Fragen der Tierhaltung gehört zu ihrem Aufgabenbereich.
Ein Pferd benötigt alle sechs bis zehn Wochen neue Hufeisen, je nach Beanspruchung und Geschwindigkeit des Hornwachstums. Ein neuer Beschlag kann auch aus orthopädischen Gründen notwendig sein, oder nach einer Verletzung des Tieres.
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Der Beruf des Hufschmieds* ist anspruchsvoll und beinhaltet weit mehr als Handwerk. Das Beschlagen eines Pferdes beginnt mit der Beurteilung seines Ganges. Viel Erfahrung, Wissen und ein geübter Blick sind notwendig, um für das jeweilige Tier geeignete und passende Hufeisen auszuwählen. Neben individuellen Faktoren wie Anatomie und Gesundheitszustand des Tieres muss dabei auch sein Einsatzbereich – Sport? Arbeitstier? Auf welchem Belag bewegt es sich? Häufigste Gangart? – berücksichtigt werden. Bei fehlerhaften Gangarten, die häufig auch die Folge von Huferkrankungen sein können, Missbildungen oder Verletzungen müssen korrigierende Eisen angefertigt bzw. die richtigen pflegerischen Massnahmen getroffen werden.
Nach der Entfernung der alten Hufeisen werden die Hufe für den Neubeschlag vorbereitet: Der Hufschmied schneidet das Horn zurück, reinigt die Sohle, untersucht den Huf auf allfällige Verletzungen oder Erkrankungen und pflegt ihn. Um Erkrankungen vorzubeugen, ist regelmässige sorgfältige Hufpflege auch bei nicht beschlagenen Tieren wichtig; auch hierfür wird der Hufschmied hinzugezogen.
Nun werden die neuen Hufeisen vorbereitet. Der Hufschmied geht hierbei heute meist von vorgefertigten Fabrikeisen aus, welche in zahlreichen verschiedenen Formen und Grössen erhältlich sind. Er erhitzt das Eisen und hämmert es auf dem Amboss so zurecht, dass es perfekt auf den Pferdehuf passt. Hierfür sind ein sehr gutes Augenmass und grosses handwerkliches Können erforderlich.
Das fertige Hufeisen wird nun an den Huf genagelt. In der Schweiz wird dieser Arbeitsschritt von zwei Personen ausgeführt; der Huf wird von einem Helfer festgehalten, während der Hufschmied das Hufeisen aufnagelt. Abschliessend wird das Pferd noch einmal vorgetrabt, damit der Hufschmied seine Arbeit kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren kann.
Meist kommt der Hufschmied zum Pferd und führt alle notwendigen Arbeiten direkt vor Ort aus, zum Teil im Stall, sehr häufig aber auch draussen. Mobilität und Wetterfestigkeit sind für die Berufsausübung daher unabdingbar.
Die Ausbildung zum Hufschmied EFZ dauert vier Jahre. Sie beinhaltet einerseits sämtliche handwerklichen Fertigkeiten der Hufschmiedetechnik, daneben aber auch die Vermittlung von vertieften Kenntnissen in Pferdekunde, inklusive Erkrankungen und deren Behandlung. Der gut ausgebildete Hufschmied kann deshalb oft den Tierarzt ergänzen und insbesondere Erkrankungen oder Verletzungen der Hufe frühzeitig diagnostizieren. Entsprechend seiner vielfältigen und verantwortungsvollen Tätigkeit muss der zukünftige Hufschmied einige Voraussetzungen erfüllen, neben handwerklichem Geschick und Freude am Umgang mit Pferden sind insbesondere auch Einfühlungsvermögen und eine robuste körperliche Konstitution erforderlich.
Geschichte
Hufbeschläge oder Hufkappen irgendeiner Art scheinen schon die alten Römer gekannt zu haben: In einem Werk des römischen Dichters Catull, der im 1. Jahrhundert v. Chr. lebte, findet sich die Bemerkung, dass ein Maultier seinen Schuh verloren habe. Bei diesen „Schuhen“ handelte es sich aber sicherlich noch nicht um unsere heutigen Hufeisen. Diese scheinen vielmehr eine Erfindung des europäischen Mittelalters gewesen zu sein.
Die Herstellung von Hufeisen und der Hufbeschlag war Arbeit des Grobschmieds. Dieser schmiedete nicht nur Hufeisen, sondern auch eiserne Werkzeuge und Geräte für Handwerk, Land- und Forstwirtschaft, zum Beispiel Äxte, Hacken und Pflüge, in Hafenstädten auch Schiffsanker und Schiffsbeschläge. Insbesondere in ländlichen Gebieten war der Grobschmied der Schmied schlechthin und zuständig für sämtliche Schmiedearbeiten. Die grosse Bedeutung des Pferdes im ländlichen Leben zeigte sich in seiner prioritären Behandlung: Brachte ein Bauer ein Pferd zum Schmied, um es beschlagen zu lassen, unterbrach der Schmied andere Arbeiten. Er hatte auch stets einen Vorrat an vorgefertigten Hufeisen in seiner Werkstatt.
Der Hufschmied war bis in die jüngste Vergangenheit hinein Grobschmied. In der Schweiz war diese Verschmelzung von verschiedenen Aufgabenbereichen noch bis 2008 üblich: Bis dahin führte der Hufschmied (offizielle Berufsbezeichnung: Schmied-Hufschmied) neben dem Beschlagen von Pferden auch allgemeine Schmiedearbeiten aus. Durch die Beschränkung auf das Beschlagen von Hufen ging seither zwar an handwerklicher Vielfalt einiges verloren, dafür wird heute ungleich viel mehr Gewicht auf Pferdekunde gelegt. Der heutige Hufschmied ist somit hochspezialisierter Fachmann in seinem Gebiet.
Die beruflichen Aussichten für Hufschmiede sind gut: Weit über hunderttausend Pferde und andere Hufeisenträger werden gegenwärtig (2015) in der Schweiz gehalten. Der Hufschmied arbeitet selbständig oder als Angestellter in einer Hufschmiede, vielfach aber auch für Tierkliniken, Reitschulen oder grosse Rennställe.
* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im weiteren Text nur die männliche Form verwendet.
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Literatur
Berufsverzeichnis des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, www.bvz.admin.ch/bvz/berufe → Eintrag Hufschmied EFZ / Hufschmiedin EFZ, http://www.bvz.admin.ch/bvz/grundbildung/index.html?detail=1&typ=EFZ&item=458&lang=de, abgerufen am 14.12.2015.
Hugger Paul: Von Hufeisen und Hufbeschlag, in: Hugger Paul (Hg.): Sterbendes Handwerk, Heft 9, Basel 1966.
Kurszentrum Ballenberg & Schweizerischer Gewerbeverband sgv (Hg.): Die Jungen Schweizer Macher: Handwerk 2014. Handwerk 1/2014, Sonderausgabe Swissskills Bern 2014, S. 34-35. PDF
Schweizerische Metall-Union und Schweizerischer Verband für Berufsberatung (Hg.): Schmied / Schmied-Hufschmied, Zürich 1985.
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